Frauen im Rampenlicht: SportX Team teilt Einblicke und Inspirationen am Internationalen Frauentag
Zum Internationalen Frauentag öffnen die Sportlerinnen des SportX Teams die Türen zu ihren Erfahrungen und Gedanken. Von der Wahrnehmung im Sport bis zu den Herausforderungen bei Mutterschaft – diese vielseitige Gruppe von Athletinnen teilt ihre Perspektiven zu aktuellen Themen. Erfahre hier, wie Frauen im Sport Veränderungen herbeiführen und die Gleichberechtigung vorantreiben.
Das SportX Team repräsentiert verschiedene Sportarten. Wie trägt die Vielfalt der Disziplinen dazu bei, die Gleichberechtigung und den Zusammenhalt im Team zu fördern?
«Die Akzeptanz der einzelnen Sportarten, der Team-Mitglieder und deren Leistungen bilden die Basis für die Harmonie. Erfolge werden unabhängig des Geschlechts und der Sportart gefeiert. Die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann ist teamintern seit der Gründung am 1. November 2005 gewährleistet. Dank der Vielfalt drehen sich die Gespräche im SportX Team nicht nur um sportartenspezifische Themen. Durch die Gespräche untereinander wird der eigene Horizont erweitert. Bei den jährlichen Treffen stehen daneben der Plausch, der Spass und die Freude, einander zu treffen, im Zentrum. Dann ist es manchmal besser, dass keine Medien anwesend sind.»
Linda Züblin, Siebenkämpferin
Findet ein Erfahrungsaustausch in verschiedenen Bereichen statt?
«Der Erfahrungsaustausch erfolgt bei den Treffen wegen der Disziplinen-Vielfalt automatisch. Wer möchte, erhält nicht nur im sportlichen Bereich unterstützende Antworten. Im Team decken Juristen, Finanzfachleute, Berufstrainer, Physiotherapeuten, Nationaltrainer, Firmeninhaber, PR-/Marketing-Fachleute, eine Sportpsychologin, ein Teamchef oder Fitness-Ausbilder die verschiedensten Bereiche ab. Diese Art der Vielfalt ist eine weitere Stärke des Teams.»
Michelle Hulliger, Sportkletterin
Trainieren Frauen innerhalb der jeweiligen Sportarten anders als die Männer?
«Nicht nur bei den Alpinen ergeben sich, abgesehen vom Kraftbereich und dem weiblichen Zyklus, der sich auf die Leistung im Training und Wettkampf auswirken kann, kaum Unterschiede. Die Technik, Taktik, auch die Vorbereitung, Ausrüstung und das Coaching sind bei den Frauen und Männern grundsätzlich gleich. Insgesamt verlaufen die Trainings quer durch alle Sportarten für Frauen und Männer weitgehend gleich.»
Aline Höpli, Skirennfahrerin
Welche Veränderungen oder Fortschritte wünschen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf die Teilnahme und Anerkennung von Frauen im Sport?
«Wichtig ist, dass die Leistungen der Frauen innerhalb der Sportart nicht 1:1 mit jenen der Männer verglichen werden. Sei es in Individual- oder Mannschaftssportarten. Zudem haben die Frauen genau dieselbe Anerkennung verdient wie die Männer, denn der Aufwand hinter den sportlichen Leistungen ist genau derselbe – teils sogar noch höher, da sie Nebenjobs nachgehen müssen, um ihr Sportleben finanzieren zu können.»
Rahel Aschwanden, Tischtennisspielerin
Sandra Graf, Rollstuhlsportlerin
Wie können die Erfahrungen und Errungenschaften in verschiedenen Sportarten dazu beitragen, die Gleichberechtigung im Sport insgesamt voranzutreiben?
«Das entscheidende Element der sportlichen Gleichberechtigung sind konstante Leistungen und regelmässige Erfolge auf höchstem Niveau. Vorzeigebeispiele sind Triathletin Nicola Spirig oder Turnerin Giulia Steingruber. Die Etablierung in traditionell geschlechterneutralen Sportarten wie Ski Alpin, Leichtathletik oder OL ist einfacher als in klassischen Männer-Disziplinen wie Seilziehen oder Schwingen. Bei den Schwingern dauerte es ebenfalls Jahrzehnte, bis sie als Sportler akzeptiert wurden.»
Michaela Koch, Seilzieherin
Was schätzen Sie an den anderen Frauen im SportX Team und wie haben Ihre Erfahrungen Ihr eigenes Verständnis von weiblicher Stärke geprägt?
«Sie beweisen, dass es mit der entsprechenden Einstellung möglich ist, alles erreichen zu können. Ein eindrücklicheres Beispiel für weibliche Stärke als Nicola Spirig gibt es weltweit nicht. Sie nützte während ihrer Aktivzeit auch teamintern jede Möglichkeit, um noch besser zu werden. Nicola schaltete beispielsweise auch Radtrainings mit dem ehemaligen Profi und jetzigen Nationaltrainer Michael Albasini ein. Von ihr kann jede Athletin lernen.»
Julie Zogg, Snowboarderin
Wie hat die Zusammenarbeit mit anderen Frauen im SportX Team zu gemeinsamen Erfolgen beigetragen?
«Es gibt keine spezifische Zusammenarbeit unter den Frauen, sondern ob Frau oder Mann spielt teamintern seit jeher keine Rolle. Dadurch, und weil es keine Erfolgshierarchie gibt, entsteht seit bald 20 Jahren die leistungsfördernde Dynamik. Auch bei den gemeinsamen sportlichen Aktivitäten ist das Geschlecht unwichtig. Ausser vielleicht bei Go-Kart-Rennen. Da gaben die Männer fast ohne Rücksicht auf Verluste mehr Gas.»
Lilian Hollenstein, Mountainbikerin
Können Open-Wettkämpfe die Akzeptanz der Frauen im Sport fördern?
«Pferdesport ist die einzige olympische Sportart, in der Frauen und Männer direkt gegeneinander antreten. Für gemeinsame Wettkämpfe würde sich auch der Schiesssport eignen. In der Schweiz ist dies teilweise bereits der Fall. Der allgemeine Trend hin zu Mixed-Bewerben stärkt die Akzeptanz der Frauen, und die Verbände sind bei der Nachwuchsförderung gefordert. Bei den Sportlerinnen sind Mixed-Wettkämpfe beliebt. Sie sind dabei gleichwertige Teammitglieder und mitverantwortlich für Sieg oder Niederlage.»
Petra Lustenberger, Sportschützin
Wie können Frauen im Sport dazu beitragen, einander zu stärken und zu unterstützen?
«Indem sie den Kolleginnen mit konkreten Tipps unterstützend zur Seite stehen. Die Wettkampfvorbereitung, die Trainingsgestaltung, Erfahrungen im Umgang mit den Medien, die Planung von Wettkampfpausen, die persönliche Zielsetzung, der Umgang mit Siegen und Niederlagen, Verletzungen und dem Leistungsdruck, die Freizeitgestaltung, die Atmosphäre, alles kann die Leistung in irgendeiner Form beeinflussen. Der Gedankenaustausch, wie persönlich mit Siegen, Rückschlägen und Enttäuschungen umgegangen wurde, kann unterstützend und beruhigend wirken. Wichtig sind ein intaktes Umfeld und Vertrauenspersonen.»
Giulia Steingruber, Kunstturnerin
Welche Ratschläge würden Sie jungen Mädchen geben, die davon träumen, im Sport erfolgreich zu sein?
«Wie viel ist es mir wert?» Diese Frage sollten Sie sich stellen, um herauszufinden, ob es sich lohnt, den Traum weiterzuverfolgen oder nicht. Erfolgreich sein bedeutet, in vielerlei Hinsicht Abstriche zu machen. Dabei dürfen die schönen Seiten jedoch nicht vergessen gehen, denn diese sind es, was einen immer weiter vorantreibt.»
Angela Felber, Kampfsportlerin
Inwiefern sind Profisportlerinnen auf die Herausforderungen bei Mutterschaft vorbereitet und wie können Sportorganisationen dies besser unterstützen?
«Die meisten Athletinnen, welche eine Mutterschaft planen, bereiten sich sehr gut darauf vor, weil sie wissen, dass die Kombination von Profisport und Mutterschaft nicht einfach ist. Mein Problem
war, dass die meisten Sportärzte vor zehn Jahren wenig Ahnung von Schwangerschaften und Geburten, die Gynäkologinnen wenig Ahnung von Spitzensport hatten. Heute gibt es mehr Wissen, mehr Studien und mehr Experten im Bereich ‹Frau und Sport›. Sportorganisationen könnten sicher damit unterstützen, die Informationen, das Wissen und die Beratung dieser Experten den Athletinnen zur Verfügung zu stellen und einfacher zugänglich zu machen.
Ich selbst hatte Glück, hatte gute Ärzte und durfte von Erfahrungen anderer Athletinnen profitieren, die ihre Tipps und ihre Erlebnisse mit mir teilten. Sicherlich ist jeder Körper, jede Schwangerschaft und jedes Kind ganz unterschiedlich und jede Situation muss daher individuell angeschaut werden, deshalb ist gute Beratung wichtig.»
Welche Verbesserungen könnten im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Sport gemacht werden?
«Ich bin Teil der Athletenkommission im internationalen Triathlonverband und wir haben veranlasst, dass Athletinnen während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Kindes ihre Position in der Weltrangliste über mehrere Jahre behalten, so dass sie bei ihrer Rückkehr sofort wieder an den wichtigen Rennen teilnehmen können. Im Ranking beim Langdistanztriathlon ist es so, dass Athletinnen 15 Monate über ihre Position im Ranking weiterbezahlt werden.
Auch mit Sponsoren habe ich bei meinen drei Mutterschaften immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie haben mich weiterhin unterstützt und eine Änderung der Partnerschaft war kein Thema. Die Verträge könnten angepasst und den Athletinnen eine Weiterführung und Unterstützung bei Mutterschaft als generelle Klausel in allen Verträgen schriftlich zugesichert werden. Viele Sponsoren haben dieses Anliegen schon in die Tat umgesetzt.»
Nicola Spirig, Triathletin